Liebe Gemeinde,
die Antworten auf die Frage, welche Feste das Kirchenjahr prägen, sind relativ vorhersehbar: Weihnachten, Ostern und vielleicht noch Himmelfahrt.
Nahezu ausgeschlossen bei den Nennungen ist Trinitatis, das Fest der Dreieinigkeit.
Die Gottesdienstbesuchenden könnten davon gehört haben, weil in der Zeit nach Trinitatis bis Advent die Sonntage nach dem Trinitatisfest gezählt werden. Ob am ersten Sonntag im Juni, und das ist das Trinitatis-Fest, etwas Feierliches und Festliches in den Kirchen zu spüren ist, mögen diejenigen beurteilen, die dabei sein werden. Die Trinität schwingt immer mit. Den Gottesdienst beginnen wir "im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes". Und getauft wird auch trinitarisch.
Aber schwer wird es, das mit eigenen Worten zu sagen. Für viele ist es ein Rätsel, wieso drei ein Gott sind. Ist das nicht mathematischer Blödsinn? Spuren der Dreieinigkeit gibt es viele: zum Beispiel Beschreibung des Menschen: in Geist, Seele und Leib, ein Raum wird mit drei Maßen dargestellt oder chemische Elemente gibt es in drei Zustandsformen. Dennoch bleibt es ein Geheimnis des Glaubens, wie ein Gott in drei Seins- oder Wirkweisen wirkt. Schon Goethe soll sich da mit folgenden Worten geäußert haben: "Ich glaubte an Gott und die Natur und an den Sieg des Edlen über das Schlechte; aber das war den frommen Seelen nicht genug, ich sollte auch glauben, dass Drei Eins sei und Eins Drei; das aber widerstrebte dem Wahrheitsgefühl meiner Seele; auch sah ich nicht ein, dass mir damit auch nur im mindesten wäre geholfen gewesen."
Es ist in der Tat schwer, einen Gott zu denken, der dreifaltig ist und dreifach wirkt. Gott, der Schöpferische, der zu Weihnachten seinen Sohn auf die Erde schickt und zu Ostern seine göttlichen Möglichkeiten zeigt. Zu Pfingsten zeigt sich Gott im Heiligen Geist, der weiterwirkt auf unsichtbare, lebenserhaltende und mutmachende Weise. So kommt das zustande. Nicht drei Götter, sondern drei Seins- oder Wirkweisen Gottes. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und Goethe möchte ich antworten: 1+1+1 ist natürlich 3.
Aber wenn das Plus gedreht wird*, dann ist es 1. Klingt kompliziert?
Ja, aber was ist in dieser Welt schon einfach. In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Dreifaltigkeit, ein Hoch auf Trinitatis.
Ihre Pfarrerin Angela Langner-Stephan
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