Kanzelgruß

Gruß 2024 Ihr Pfarrer Dr. Sebastian ZieraLiebe Gemeinde,

die Jahreslosung für das Jahr 2024 steht im Brief des Paulus an die Korinther im 16. Kapitel: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Dieser Spruch wird uns 2024 begleiten.
Zentral in ihm ist der Begriff „Liebe“. Das Wort „Liebe“ kommt über 500mal in der Bibel vor und ist so auch ein Leitwort für unseren Glauben.

Was ist „Liebe“ aber eigentlich?

Ich verbinde mit „Liebe“ wohl zuerst dieses Gefühl der Leidenschaft und Zuneigung. Und wie aufregend und wunderbar ist es, wenn einen dieses Gefühl überkommt. Und wie leicht gehen einem da Dinge von der Hand. Ist es das, worauf Paulus die Korinther und uns aufmerksam machen will?
Mit Erich Fromm (Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe; 1900–1980) lässt sich die Jahreslosung noch einmal in einer anderen Tiefe ausloten. In seinem Buch „Die Kunst des Liebens“ – vielleicht ein Lesetipp für 2024 – widmet er sich unserem Thema und kommt zu nachdenkenswerten Schlüssen.
Für ihn ist Liebe „nicht nur ein starkes Gefühl, es ist auch eine Entscheidung, ein Urteil, ein Versprechen“ (Kunst des Liebens, 70). Liebe ist damit in erster Linie „eine Aktivität und kein passiver Affekt. Sie ist etwas, das man in sich selbst entwickelt, nicht etwas, dem man verfällt“ (ebd. 33). Liebe ist dabei „die tätige Sorge für das Leben und das Wachstum dessen, was wir lieben“ (ebd. 38).

Die Frage ist damit nicht: „In was oder wen bin ich verliebt?“, sondern „Was oder wen will ich lieben?“
Für die Gemeinde im zerstrittenen Korinth könnte diese Erkenntnis ein öffnender Moment gewesen sein. Natürlich ist es einfacher, jemandem Gutes zu tun, den man gut leiden mag. Wenn ich aber auf dieses Gefühl warte, dann könnte das bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag dauern. Oder ich entscheide mich eben dafür, dem oder der, obwohl ich sie nicht unbedingt mag, Gutes zu tun (oder mit Erich Fromm tätig zu werden in der „Sorge für das Leben und Wachstum“).
So entsteht Gutes, die Welt wird etwas besser und so kann Gemeinde und Gemeinschaft entstehen.
Ja, das braucht manchmal Überwindung und will geübt und gelernt sein. Paulus ermahnt uns, das Lieben zu üben. Und dies wird uns besonders 2024 begleiten.

Ich wünsche uns in diesem Sinne ein gutes Jahr 2024.
Möge es durchdrungen sein mit Liebe. Und ich wünsche uns, dass Gott uns dazu immer wieder Freude, Kraft, Geduld und Ideen gibt.

Ihr Pfarrer Dr. Sebastian Ziera